MOTORSPORT-NEWS

Aktuelle Neuigkeiten und News-Archiv

Bericht eines Streckenposten über die Remscheider ORI

Dienstag, 17. April 2018 - in Archiv 2018

"Hier ist die Mautstation Dhünn-Halzenberg - herzlich willkommen"
Als Stempel- und Kontrollposten bei der Orientierungsfahrt ORI 75 "Roemryke Berge" / Bestens versorgt bei Bergischer Gastlichkeit
Von Stefan Aschauer-Hundt
REMSCHEID / WERMELSKIRCHEN - "Roemryke Berge": Das heißt soviel wie ruhmreiche Berge und ist der Titel einer über 75 Kilometer führenden Orientierungsfahrt, die die Remscheider Automobilclubs in jedem Frühjahr veranstalten, diesmal bereits zum 26. Mal. Da geht es auf vier Rädern landauf, landab so richtig schön durch die Gegend, um Ecken zu sehen, in die man sein Leben lang noch nicht gekommen ist. Motto: Rechts am Misthaufen vorbei, links die Scheune grüßen und geradeaus zwischen Kirche und Kneipe das Sträßchen drei Kilometer längsfahren. Danach am Stempelposten die Bestätigung holen, dass man da gewesen ist.
Stempelposten: Genau, das bin ich. Mir ist die Mautstelle DK 8 zugeteilt. DK steht für Durchfahrtskontrolle Nr. 8 und "DK 8" werde ich an diesem Samstag allen Teilnehmern, die mich ansteuern, auf die Laufkarten stempeln. Seit Wochen ist das von den Veranstaltern minutiös geplant, seit Donnerstag kenne auch ich die Details. "Wir treffen uns um 14.30 Uhr auf dem Parkplatz zwischen Habenichts und Sonne", hat mich der sportliche Leiter des Remscheider Automobilclubs, Klaus Freund, eingewiesen. Tatsächlich: Dort kommen vier Kontrollteams, zwei mit, zwei ohne Hund, zusammen und werden von RAC-Vorsitzer Hans Gerd Sieper gebrieft. Und während der hochgewachsene Vorsitzende alles sorgfältig erklärt, Erkennungstafeln, Stempel und einen Imbiß mit Mettwürst, Brötchen, Schokoriegel und Apfel ausgibt, brummt es an anderer Stelle in Wermelskirchen bereits.
Startlokal ist Haus Hochstein, Kontrollposten sind überall.
Im Startlokal, dem Haus Hochstein an der Kenkhauser Straße, machen sich 45 Fahrerteams warm und holen sich ihre Startunterlagen. Bevor sie aber das "Go" bekommen, müssen die Kontrollposten auf Position gehen. Hans Gerd Sieper fährt vom Wanderparkplatz voran (solche Helfer-Kolonnen setzen sich in diesem Moment ein paarmal in Bewegung; insgesamt sind an die 30 Posten, Zähler und Werter in der Landschaft verteilt).
Auf dem Parkplatz zwischen Kreckersweg und Hülsen, im Dhünntal, werden zwei Helfer-Damen ausgesetzt. Die Skater, die dort üben, staunen nicht schlecht, arrangieren sich kollegial und freuen sich, als sie hören, dass starke Autos - Neue wie Oldtimer - zu erwarten sind. Ich werde als nächster Posten abgeladen und beziehe Position am Bundeswendeplatz in Halzenberg. Da werde ich meine nächsten Stunden verbringen und "DK 8" stempeln. Aber erst baue ich auf - den LandRover und mich. Stecke die gelbe Orientierungstafel mit dem schwarzen "K" wie Kontrolle auf, stelle Pylone und Fähnchen hin. Jetzt könnte es losgehen!
Tut es auch. Der mit Günter Kettler und Jan Sieper besetzte "Vorwagen" kommt und nimmt die Station ab. In Wermelskirchen sei es chaotisch, weil die Autobahn nur einspurig laufe, bringen die beiden als neueste Nachricht mit. Sie haben in etwa die Funktion der Minnesänger, bringen aktuellen Tratsch und Klatsch mit. Als Lohn bekommen sie von mir drei Stempelabdrücke. Das belegt zweierlei: dass die zwei da waren und dass ich fähig bin, einen Stempel korrekt zu bedienen. Also wohlan, die Spiele können beginnen!
Ein Vorwagen mit zwei Minnesängern an Bord.
Noch tut sich wenig, auf dass ich Halzenberg kennenlernen kann. Schöne bergische Schieferhäuser, gepflegte Gärten. Unkraut wird gezupft, der Rasen das erste Mal gemäht. Gegenüber kommen die Eltern zu Besuch und werden von den Bewohnern herzlich begrüßt und gedrückt - und noch viel mehr von den Enkeln. Samstagnachmittag ist Familientag. Und während ich noch so gucke, rollen die ersten Autos an. Normale Familienkutschen kommen, ein Audi-Youngtimer in schokobraun. Porsches, Saabs und BMWs mischen sich mit Volkswagen, Opeln und Japanern. 28 Jahre alt ist der seltene Golf Country und gar 60 Jahre der Mercedes 180 in Pontonform.
Da kommen Profi-Orientierungsfahrer, deren Auto einem Cockpit gleicht, die mit Pult, Lupe, Millimetermaß ausgerüstet sind, um die Fahrtunterlagen, also Karten und Aufgabenzettel, perfekt studieren zu können. Da kommen Ehepaare, Väter mit Töchtern oder zwei junge Leute als Neulinge. Je nachdem hören sie als Begrüßung mal "Hallo Männers", mal "Willkommen in Dhünn-Halzenberg" oder "Hier Mautstelle Halzenberg". Die einen sind angespannter, die anderen nur relaxter; für die einen gehts um einen Titel, für die anderen nur um den Spaß. Man darf die Gesichter studieren und die Autos beäugen. "DK 8" zu stempeln, hat einen ganz eigenen Reiz.
Bergische Gastfreundschaft von der besten Seite.
Gegenüber wird der Grill angefacht. Der erste große Ansturm auf die Stempelstelle hat sich gelegt. "Wenn Sie rüberkommen, haben wir eine Wurst für Sie", schallt die Einladung über die Straße. Weil ich aber noch nicht wegdarf - so eine Spaßveranstaltung ist schließlich eine ganz ernste Sache; ich habe Präsenzpflicht - wird mir die Vesper sogar hergebracht. Nudelsalat mit Ei, Reis-Curry-Salat mit Schinken, ein Bütterchen und eine perfekte Bratwurst kommen bei mir an. So lecker - und so lieb. Bergische Gastlichkeit ist eine Wucht.
Inzwischen kommt kein Autoteam mehr, um sich den Stempel zu holen. Doch: Als ich schon auf den Besenwagen warte, düst ein junges Paar vorbei. Sieht mich im letzten Augenblick, setzt zurück. "Wo seid Ihr denn rumgegondelt?" Sie gucken nur selig: "Gefunden". Ich drücke den beiden den "DK 8"-Stempel aufs Blatt und schicke sie weiter. Keine Minute später dockt der Schlusswagen mit Peter Dürholz und Manfred Wiche an. Minnesänger auch sie. Das Chaos in Wermelskirchen habe sich gelegt. Die Autobahn laufe wieder. Die Ori funktioniere bestens. Alle guter Laune, kein Ausfall. Und das junge Paar von gerade: "Kennen wir, die schieben wir vor uns her."
Ich rüste die Mautstelle ab. Der Besenwagen nimmt die Insignien der Macht, das schwarze K auf gelbem Grund und den Stempel, wieder in Empfang. Damit endet die Existenz des Kontrollpostens Halzenberg. Im nächsten Jahr, wenn die "Roemryke Berge" wieder gestartet werden, ist "DK 8" wieder auf dem Posten. Vielleicht in Dabringhausen oder Scheideweg. Oder - sehr gerne - erneut in Halzenberg. Gut hat's mir dort gefallen. Und noch besser geschmeckt .......

Kategorien

Newsletter abonnieren
Sollen wir Sie bei neuen Blog-Beiträgen automatisch benachrichtigen?
Mein Name:
Meine E-Mail Adresse:
Wir verschicken keinen Spam


Moderierter BLOG!

Eure Kommentare sind nach Absenden noch nicht sichtbar, sondern werden manuell freigeschaltet.

Dadurch vermeiden wir SPAM-Einträge!